Unser Hauptaugenmerk liegt auf den verwilderten Katzen.
Was sind eigentlich verwilderte Katzen?
Das sind Katzen, die ohne menschlichen Kontakt leben. Es gibt welche, die wurden schon als solche geboren und es gibt andere, die wurden einfach mal ausgesetzt und mußten sich selber durchschlagen.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie sehr scheu und in menschlicher Nähe auch sehr ängstlich sind. Und sie sind extrem vorsichtig und wachsam.
Die wild geborenen Katzen bekommen diese Verhaltensweisen schon von ihren Müttern beigebracht. Ausgesetzte Katzen gewöhnen sie sich meist relativ schnell an, denn nicht jeder Mensch, zu dem sie gehen, ist ihnen freundlich gesinnt. Meist machen sie schlechte Erfahrungen mit Menschen.
An die Katzen, die bereits Menschen gewohnt waren, kommt man meist besser ran als an die wirklich wild geborenen.
Woran erkennt man, dass eine Katze verwildert ist und nicht eine scheue Katze, die einen Besitzer hat?
Das erkennt man am Äußeren. Dürr, voller Ungeziefer und ungepflegtes Fell, das sind verwilderte Katzen. Scheue Hauskatzen haben i.d.R. gepflegtes Fell und wenig bis garkein Ungeziefer. Tränende Augen hingegen sprechen nicht automatisch für eine verwilderte Katzen. Es gibt auch einige Hauskatzen, die darunter leiden.
Verwilderte Katzen fängt man am besten mit einer Falle. Viele Tierschutzorganisationen haben solche Fallen und auch Umsetzkörbe. Entweder ruft man dort an und fragt, ob die Katze von ihnen eingefangen werden kann oder man leiht sich dort eine Falle. Meist wird dafür Pfand verlangt, denn diese Fallen sind sehr teuer.
Auf dem Streunerhof können wir nicht mit Falle arbeiten. Meist sitzt eine der schon zutraulichen Hofkatzen darin und die Katze, die eigentlich gefangen werden sollte, hat das gesehen. Keine Chance, die Katze dann mit der Falle zu fangen. Das ist mir zuletzt bei Teddy, dem Katerchen, das nach 2 Wochen mit einem Schwanzstummel auftauchte, passiert.
Eine Woche später konnte ich ihn dann einfangen - ohne Falle.
Bin dabei trickreich vorgegangen. Habe in der Nähe seiner Schlafstelle in der Scheune einen alten Transport-Weidekorb aufgestellt. Mit Kissen! Und ich habe etwas getrocknete Baldrianwurzel reingelegt. Bin jeden Tag zur gleichen Zeit zu dieser Stelle gegangen ohne Teddy zu bedrängen. Er war leider nicht im Korb sondern lag daneben auf dem Stroh. Nach einer Woche hatte ich Glück, Teddy lag im Korb und vergnügte sich mit dem Baldrian. Der Korb war so aufgestellt, dass ich das Gitter leicht erreichen konnte. Naja, ich dachte, jetzt oder nie und schlug das Gitter zu. Teddy wütete, aber es gelang mir, das Gitter zu verschließen. Beim ersten Tierarztbesuch benötigte ich auch noch Handschuhe. Teddys Schwanzverletzung wurde untersucht und er einem Gesamtcheck unterzogen und entwurmt/entfloht. Nach etwa 2 Wochen wurde er kastriert.
Bei Teddy würde ich sagen, dass er früher Menschenkontakt hatte.
Es ist übrigens ein Gerücht, dass sich wilde Katzen nicht zähmen lassen. Mit viel Geduld und Liebe kann man auch diese Katzen erobern.
Im Dezember 2007 bekam ich Luzifer. Er wurde mit der Falle auf einem Firmengelände gefangen. Luzifer war richtig wild. Wochenlang wohnte er bei uns im Katzenzimmer hinter dem Schrank, knurrte, fauchte und spuckte sogar, wenn wir nur dahinter sahen. Zu dieser Zeit war noch ein zutrauliches Katerchen in dem Zimmer und unser Flori durfte auch immer mal rein, um mit dem anderen Kater zu spielen. Ich hielt mich auch oft dort auf und redete mit den Katzen. Irgendwann sah ich dann ein schwarzes Köpfchen hinter dem Schrank hervorlugen. Von da an ging es langsam aber stetig voran. Nach weiteren Wochen konnte ich ihn dann im Ganzen bewundern. Und mit einigen Leckerchen gewöhnte ich ihn an die Hand. Hilfreich dabei waren ganz sicher die anderen zutraulichen Katzen. An ihnen sah er, dass die Katzen keine Angst vor mir haben müssen.
Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, als ich ihn zum ersten Mal kurz berühren durfte.
Im Mai 2008 hatte ich Übernachtungsgäste. Dabei wurde auch das Katzenzimmer als Schlafzimmer benötigt. Seitdem ging es mit Luzifers Vertrauen noch schneller voran. Da wurde es Zeit, dass er zu neuen Menschen kommt. Er zog zu einer sehr lieben Dosine zu 2 anderen Katzen. Und er ist der größte Schmusekater, den es gibt. Ein regelrechter Kampfschmuser. Man merkt es ihm nicht mehr an, dass er mal ein Wildling war. Und zwar einer, der vorher keine menschliche Obhut kannte.
Allerdings funktioniert es nicht bei allen verwilderten Katzen. Da ich schon seit vielen Jahren mit solchen Tieren arbeite, kann ich meist nach einer Woche sagen, ob eine Chance besteht, die Katze an den Menschen zu gewöhnen. Sehe ich keine Hoffnung, wird die Katze nach der Kastration, Entwurmung und ordentlich päppeln wieder an der Futterstelle, wo sie gefangen wurde, in die Freiheit entlassen. Denn ich bin der Meinung, lieber lebt sie glücklich in Freiheit, bevor ich ihren Willen breche.