Wie und wo leben sie?
Man kann diese Katzen überall finden. In Stadt und Dorf, in Industriegebieten wie im tiefsten Wald.
Ich möchte jetzt aber ganz speziell auf die verwilderten Katzen in Industriebetrieben eingehen.
Sie werden geboren unter Containern, Rohren oder Gebüschen. Von Katzen, die nur Skelett mit Fell darüber sind.
Diese Katze ist schon seit 4,5 Monaten in menschlicher Obhut mit regelmässigem hochwertigem Futter und ist immer noch sehr schlank. Kastriert ist sie seit 2 Monaten.
Die nicht genug Nahrung für sich selber finden und die, obwohl sie meist viele Kätzchen werfen, sehr genau aussortieren, welche sie aufziehen wollen und die anderen einfach auffressen. Hungerödeme, Krankheiten, Feinde wie Fuchs, Marder oder Greifvögel bekämpfen müssen. Oder Verletzungen durch scharfe Kanten.
So wie hier am Auge:
Die ersten Schritte der überlebenden Kitten finden zwischen Metallspänen, verrosteten Rohren und öligen, teilweise kleberähnlichen festen Substanzen statt. Die Pfötchen der Katzen sehen unvorstellbar aus. Verklebt und verdreckt, oft mit offenen Stellen, wenn sich z.B. kleine Steine oder Metallspäne in den verklebten Zwischenräumen zwischen den Zehen verkeilt haben.
Das Fell hat oft schwarze Flecken, die Katzen stinken – undefinierbar. Wenn sie dort weggefangen werden, brauchen sie zwei Wochen und länger, trotz täglicher Reinigungs- und Kämmaktionen und natürlich Ungezieferbekämpfung, um den Dreck aus dem Fell zu bekommen. Für die Pfötchen muß man mit noch mehr Zeit rechnen. Besonders fällt das natürlich bei Katzen mit weißem Fell und rosa Pfötchen auf.
So sieht es nach einer Woche Reinigung noch aus:
Die Pfötchen nach fast 2 Wochen
An Heathers Pfötchen muß ich schon wieder tote Haut entfernen
Und da kommt sicher noch mehr
So sehen Industriekatzenpfötchen nach fast 2 Wochen Behandlung noch aus
Nein, die Industriebetriebe haben die Katzen nicht dort angesiedelt und auch nicht eingeladen, dies zu tun. Im Gegenteil, meist sind die Katzen, die keine andere Zuflucht haben, ein Dorn im Auge. Allerdings machen diese Betriebe auch Zugeständnisse. Tierschützer dürfen für Kastrationsaktionen aufs Gelände und Futterstellen werden genehmigt.
Rohe Zeitgenossen treten sie, werfen mit Gegenständen nach ihnen oder verjagen sie von den spärlichen Futterstellen. Als wenn diese Katzen nicht auch ein Recht auf Leben haben. Sie tun auch was für ihre Anwesenheit. Sie halten die Baracken, Container, Lager und Maschinen von Mäusen frei.
Die wenigen Mitarbeiter, die es trotzdem wagen, sich um die Tiere zu kümmern, müssen dafür leiden. Verspottung bis hin zu Drohungen – da ist wirklich alles dabei. Was mal wieder für die soziale Kompetenz vieler Menschen spricht.
Jede Katze, die von dort wegkommt, ist ein Gewinn. Sie sind sehr sozial und dankbar. Und es sind, wenn sie sich erholt haben, meist wunderschöne Tiere.
Die ganz wilden, die an die Futterstellen zurückgebracht werden müssen, halten ihr Umfeld von Zuwanderern weitestgehend frei. Deshalb wäre es im Sinne des Tierschutzes und auch der Betriebe, wenn große Kastrationsaktionen durchgeführt werden. Leider hat der Tierschutz selten die Mittel, 50 bis 100 Katzen und Kater auf einmal kastrieren zu lassen. Weder vom Finanziellen, noch vom Raumangebot.
Da sollten die Tierschutzvereine endlich mal ihre Kleinkriege vergessen, über ihre Schatten springen und zusammen arbeiten. Aber das wird wohl ein Traum bleiben.
Diese Erfahrungen sind aus Deutschland, quasi bei fast allen Menschen vor der Haustüre gesammelt worden. Nicht etwa in einem der südlichen oder südöstlichen Ländern.
August 2009 (Eva Schade-Tomala)